Auswahl der Stellungnahmen zur Studie                                                                             

Stellungnahmen der Kultusministerien:

Niedersachsen

    Niedersächsiches Kultusministerium 22.04.1997 Dr. Reißmann


    Umwelterziehung und nachhaltige Entwicklung ( Anlagen 2) [Auszüge]

    Sehr geehrter Herr Dr. Richter, sehr geehrter Herr Gross!

    Herr Minister Prof. Wernstedt dankt für Ihr Schreiben und die beigefügte Studie. Er hat mich als den für Umweltbildung und Agenda 21 zuständigen Referenten gebeten, Ihnen zu antworten. Grundsätzlich teile ich ihre Einschätzung der besonderen Verpflichtung, die sich aus der Agenda 21 für den Bildungsbereich ergibt bzw. der besonderen Bedeutung, die das Leitbild "Nachhaltige Entwicklung" auch für die pädagogische Arbeit haben sollte.

    Sie kritisieren die im Vergleich zu anderen Staaten defizitäre Umsetzung dieses Leitbildes im deutschen Bildungswesen und verweisen dabei auf die in einigen Staaten vorgenommene umfassende Revision der Lehrpläne. Ihre Kritik, dass aus den einzelnen Bundesländern allenfalls Absichtserklärungen, aber „zur Zeit keine vergleichbare Ergebnisse vorliegen", kann ich in der Schärfe allerdings nicht teilen. Solche internationalen Vergleiche sind immer schwierig, da unterschiedliche Bildungs- bzw. Schulsysteme mit differenten Steuerungsinstrumenten bestehen, damit sicher auch unterschiedliche Vorstellungen über die Möglichkeiten einer Top-Down-Implementation von pädagogischen Innovationen.

    Dennoch ist auch mein Eindruck, dass es in Deutschland „Vollzugsdefizite" gibt, und ich begrüße von daher ausdrücklich Ihre Initiative.

    (Initiativen in Niedersachsen)... Ein Rahmenkonzept „Bildung für nachhaltige, umweltgerechte Entwicklung" ist in Erarbeitung. In die Weiterentwicklung werden sicher auch Hinweise auf internationale Veröffentlichungen und Vorhaben eingehen, die in der Studie von Herrn Gross zitiert werden. .... Hinweisen möchte ich auch darauf, daß Niedersachsen an dem von Herrn Gross lobend erwähnten OECD-Projekt ENSI aktiv mitwirkt und 1994 eine große internationale Tagung im Rahmen des Projektes durchgeführt hat........ Erlauben Sie mir abschließend noch eine kurze Anmerkung zu der Studie von Herrn Gross: ich teile die in der Studie genannten pädagogischen Implikationen des Leitbildes (z.B. S5/7). Die Hinweise auf internationale Literatur sind für mich sehr interessant. Die besonderen Möglichkeiten des Faches Geographie im Hinblick auf „Globales Lernen" bzw. Bildung zur nachhaltigen Entwicklung sehe ich ebenfalls. Daraus eine Erweiterung des Anteils an der Stundentafel abzuleiten, erscheint mir aber nicht hinreichend begründet und mit Hinweis auf die o.g. Projekte und Initiativen in Niedersachsen auch nicht gerechtfertigt. Hier sind andere Fächer ebenfalls beteiligt und gefragt.....

Hamburg

    FREIE UND HANSESTADT HAMBURG, Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung, Amt für Schule, 20.05.1997 Herr Hollmann, Fachreferent


    betrifft: Umwelterziehung und nachhaltige Entwicklung [Auszüge]

    Sehr geehrter Herr Dr. Richter,

    Ihr Schreiben an Frau Senatorin Raab vom 24.3. wurde mir zur Benatwortung übergeben. Ich begrüße grundsätzlich die Initiative des Verbandes Deutscher Schulgeographen e.V., die Kultusministerien der Bundesländer zu erhöhten Anstrengungen einer Umsetzung des Leitbildes "nachhaltige Entwicklung" in der Schule zu bewegen. In diesem Zusammenhang halte ich die Studie von Herrn Dieter Gross über "Umwelterziehung und nachhaltige Entwicklung - Bestandsaufnahme, Umsetzungsmöglichkeiten und Wege" für hilfreich.

    Seit der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro im Juni 1992 und dem Beitritt Hamburgs zur Aalborg-Charta im Januar 1996 werden Umweltbildungs-Aktivitäten in Hamburg zunehmend auf das Konzept einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung ausgerichtet. Dies spiegelt sich in Modellen und Konzepten zur umweltverträglichen Schule ebenso wie in Maßnahmen und Angeboten zur Lehrerbildung sowie in Aktivitäten und Angeboten der beiden Hamburger Unterstützungszentren, dem ZSU und dem HUZ. Das Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung und das Hambueger Umweltzentrum Karlshöhe sind in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit Verbänden und engagierten Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt als Unterstützungszentren für Umweltbildung entwickelt und in die Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung (BSJB) sowie in die Umweltbehörde integriert worden.....

    Allein auf der Ebene der Lehrpläne können wir Sie noch nicht auf neue Hamburger Veröffentlichungen verweisen. Hier werden Sie sich noch etwas gedulden müssen, bis unsere Lehrpläne turnusmäßig überarbeitet worden sind und erste Erfahrungen mit der Umsetzung des Leitbildes "nachhaltige Entwicklung" an zahlreichen Hamburger Schulen aufgreifen.

    ...Am Projekt G.L.O.B.E sind Schulen aller Bundesländer beteiligt. Projektleiter und Vorsitzender im pädagogischen Beirat sind Mitarbeiter der BSJB, die sich an der Ausrichtung einer Tagung im Herbst 1997 beteiligen, um G.L.O.B.E Germany stärker als bisher auf den Agenda 21-Prozeß hin zu orientieren.

    ...Wir meinen, daß wir uns mit unseren Bemühungen durchaus sehen lassen können, sind uns aber zugleich bewußt, daß die notwendigen Veränderungen viel Zeit benötigen und nur gemeinsam mit den Adressaten durchgeführt und nicht gegen sie durchgesetzt werden können. Die Diskussionen und Bemühungen zur Schulentwicklung kommen uns dabei sicher zugute.

    Ich wünsche Ihrer Initiative viel Erfolg

Bremen

    Im Auftrag des Senators für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport

    Wissenschaftliches Institut für Schulpraxis(WIS), Arbeitsfeld Umwelt und Entwicklung, Bildungswerkstatt Umwelt - Arbeitsstelle Nord-Süd, 15.01.1998, Horst Hölgert,


    [Auszüge]

    Sehr geehrter Herr Gross,

    vielen Dank für Ihre interessante Studie zum Thema Umwelterziehung und nachhaltige Entwicklung.

    Auch in Bremen sind die Agenda 21 und die damit verbunden Verpflichtungen z.B. im Bildungsbereich erst mit einiger Verspätung zur Kenntnis genommen worden und die von Ihnen beschriebenen Defizite treffen deshalb auch auf Bremen zu. Allerdings ist Bremen seit Anfang 1996 intensiv in den Prozeß einer "Lokalen Agenda 21" eingestiegen und versucht durch Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam ein Programm für eine nachhaltige Entwicklung in Bremen aufzustellen.

Berlin

    Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, 00.04.1997 Bearbeiter: Herr Ernst, gez.: Herr Fedke


    Betr.: Studie zur Umwelterziehung und nachhaltigem Entwicklung, Vorg.: Ihr Schreiben an Frau Senatorin Stahmer vom 24.03.1997

    Sehr gehrter Herr Dr. Richter,

    Ihr o.g. Schreiben ist uns zur Bearbeitung übergeben worden. Bei einem ersten Lesen fiel uns folgendes auf:

    1. Der Empfehlungsentwurf "Eine Welt/Dritte Welt in Unterricht und Schule" der 278. Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz am 27./28. Februar 1997 in Bonn bezieht sich ausdrücklich auf die "Erklärung zu Umwelt und Entwicklung" der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro. Die Begriffe Globalisierung und Nachhaltigkeit werden genannt. Hier sollte die o.g. Studie (S.10) ggf. aktualisiert werden.

    2. Bereits im Oktober 1996 wurde von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder die Empfehlung "Interkulturelle Bildung und Erziehung in der Schule" beschlossen. Sie schließt "Bereiche des sustainable development"ein, wie sie die o.g. Studie (S.3) hervorhebt. Eine Ergänzung der Studie wäre hier sinnvoll.

    3. Gegenwärtig berät darüber hinaus der Schulausschuß der Kultusministerkonferenz die Weiterentwicklung der Umwelterziehung unter Berücksichtigung einer nachhaltig zukunftsfähigen Entwicklung. Ein Hinweis in der o.g. Studie sollte ergänzt werden.

    4. Der Vorläufige Rahmenplan für Unterricht und Erziehung in der Berliner Schule im Fach Erdkunde für die Klasse 10 in der Haupt-, Real- und Gesamtschule sowie im Gymnasium enthält seit dem Schuljahr 1995/1996 die Lehrplansequenz "Globale Beziehungen und Abhängigkeiten". Das "Vertiefen globaler Fragestellungen und Einordnen lokaler Probleme in globale Sichtweisen" stehen hier im Vordergrund.

    5. Im Sommer 1996 hat die Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport einen Modellversuchsantrag bei der BLK mit dem Titel "Nachhaltige Entwicklung - Beiträge schulischer Umweltbildung" gestellt, um der besonderen Bedeutung dieses Themas Nachdruck zu verleihen.

    Sie werden Verständnis dafür haben, daß wir zunächst die o.g. Studie einer eingehenden Prüfung unterziehen werden, bevor sie in zukünftige curriculare Überlegungen einbezogen wird.