VERBAND DEUTSCHER SCHULGEOGRAPHEN E.V.            
Dieter Gross: Beauftragter für Umweltbildung und Education for a Sustainable Future (ESF)

28.02.2001

Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
Deutscher Bundestag -19. Ausschuss der 14. WP
Platz der Republik
11011 Berlin
An die Vorsitzende Frau Ulrike Flach
an die Stellvertretende Vorsitzende
Frau Ursula Burchardt
sowie die Damen und Herren Mitglieder des Ausschusses

Drucksache 14/1353 vom 10.5.2000
hier: "Geographie, Umwelterziehung und Bildung zur Nachhaltigkeit"
In: Geographie und ihre Didaktik , GuiD, Heft 3, 2000 (Teil I, S. 148-167)
und Heft 4, 2000 (Teil II, S. 173- 213)

Sehr verehrte Vorsitzenden, sehr verehrte Damen und Herren,

mit diesem Schreiben haben wir den Vorzug, Ihnen Ergebnisse eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens im Rahmen des Umweltforschungsplanes vorzustellen. Nach unserer Auffassung entsprechen diese dem Prinzip 'Nachhaltigkeit' im Bildungsbereich. Sie stützen zudem werteorientierte, verantwortungsfördernde und zukunftsgerichtete Erziehungsarbeit.

Zusätzlich weisen wir auf folgendes hin.

Auf nationaler Ebene sind, wie schon 1997 in New York /Rio+5, für 2002 in Johannesburg (Rio+10) erneut Maßnahmen zu dokumentieren, die von Regierungsseite ergriffen wurden, um die Zielsetzungen des Kapitels 36 der Agenda 21 (Education, Public Awareness and Training for Sustainability ) in Hinblick auf Zukunftsfähigkeit zu erreichen. Dazu hat die UNESCO als Task Manager für das Kapitel 36 folgende Aspekte im Rahmen eines Arbeitsprogramm (1999) als vorrangig eingestuft (Implementation of the international work programme on education, public awareness and training), Überarbeitung der Curricula sowie die Einbeziehung entsprechender Lernziele (Anlage I/ B 2), also müssen die Lehrpläne in den Bundesländern entsprechend überprüft bzw. neu entwickelt werden. Ein entsprechendes Curriculum ist von uns bereits 1994 im Rahmen des o.a. F+ E- Vorhabens entwickelt worden (Internationale Stellungnahmen und das Eurocurriculum sind als Materialien beigefügt).

Gemäß Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (19.Ausschuss) vom 10.5.2000 der SPD und BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN – (Drucksache 14/1353), in veränderter Fassung durch den Deutschen Bundestag am 29. Juni 2000 beschlossen, wurde die Bundesregierung aufgefordert, das Arbeitsprogramm der UNESCO umzusetzen und darin bestärkt, Ziele einer nachhaltigen Entwicklung in Lehr- und Lernprogramme auf allen Ebenen des Bildungswesens aufzunehmen sowie Bildung und Erziehung zu wesentlichen Elementen nationaler, regionaler und lokaler Strategien der nachhaltigen Entwicklung zu erweitern. Dieser Beschluss sollte zügig von Bund und Ländern umgesetzt werden, damit die gegebenen Fristen eingehalten werden können. In diesem Zusammenhang muß bedauerlicherweise festgestellt werden, dass Bildung in dem vom Bundeskanzler einberufenen 'Rat für nachhaltige Entwicklung' kein Schwerpunkt ist, obwohl 87 Prozent der Bevölkerung nicht wissen, was 'Nachhaltigkeit' bedeutet.

Zusätzlich werden aus unserer Sicht die Bemühungen, das o. a. Arbeitsprogramm zu erfüllen, von maßgeblicher Seite behindert und bleiben daher bestenfalls unvollständig; der Verband hatte bereits 1997 in einer Studie auf 'Vollzugsdefizite' hingewiesen. Gegenwärtig führen deutsche und ausländische Experten die Verzögerung der Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung der 'Bildung zur nachhaltigen Entwicklung' auf Desinteresse von Bildungspolitikern und in den Schulverwaltungen zurück (Anlage II). Inzwischen wurde diese Umfrage bei GreenCom (Washington D.C.) veröffentlicht - "Three Questions on Education for Sustainable Development", In: Human Nature, Vol. 5, No.2, Dec. 2000, (http://www.usaid.gov/environment/greencom/humannature.htm). Neben den Gründen für die Defizite werden Umsetzungsstrategien vorgestellt.

Übrigens wird "Bildung für Nachhaltigkeit" im Kontext des gleichnamigen BLK-Modell-vorhabens sehr einseitig in der Tradition der Umweltpädagogik interpretiert. Die mit dem Agenda-Leitbild elementar verbundene internationale Dimension bzw. das Kriterium der internationalen sozialen Gerechtigkeit kommt demgegenüber zu kurz. Die Besorgnis darüber hat ja auch der Deutsche Bundestag in seinem Beschluss vom Juni 2000 zum Ausdruck gebracht.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Gross

2 Anlagen
Arbeitsprogramm der UNESCO
Umfrage

2 Materialien
Eurocurriculum
Stellungnahmen zum Curriculum